Äußerungen der Beckumer Landwehr
Textquelle
Beckum am 24.03.1848

Kurze Erläuterung

Die Landwehr war eine Art Miliz, die neben dem stehenden Heer bestand und in der alle wehrfähigen Männer dienten, die nicht zur regulären Truppe gehörten. Diese Landwehr wurde während der Befreiungskriegen gegen Napoleon ins Leben gerufen.
Die liberalen und demokratischen Kräfte sahen in der Landwehr einen wichtigen Akteur in der Revolution. Im Gegensatz zum stehenden Heer, das von adligen Offizieren dominiert und dem König treu war, sah man in der Landwehr ein Volksheer. So sollte die Landwehr Keimzelle einer demokratischen Militärs werden, in dem jeder Bürger das Recht und die Pflicht haben sollte, das Land zu verteidigen.
Tatsächlich gab es demokratische Bestrebungen in manchen Landwehr Einheiten. In der Garnisonsstadt Bielefeld kam es etwa während der Jahre vor der Revolution häufig Konfrontationen zwischen Offizieren der regulären Armee und demokratisch gesinnten Landwehrmännern.

Relevanz des Materials

Der Bericht des Beckumer Landrats an den Oberpräsidenten Flottwell, den höchsten Verwaltungsbeamten der Provinz Westfalen, enthält zwei Aspekte. Zum einen berichtet der Landrat über Ausschreitungen, die aus einem wirtschaftspolitischen Konflikt entstanden waren, der geplanten Gemeinheitsteilung. Land, das bisher der Gemeinde gehörte und von allen Einwohnern, etwa zur Viehweide, genutzt werden konnte, sollte aufgeteilt und an Privatleute vergeben werden.
Zum anderen zeigt der Bericht, dass die Landwehr – eigentlich ein Teil des Sicherheitsapparates – für die Obrigkeit zum unkalkulierbaren Risiko wurde. Der Kommandant stellte sich ausdrücklich auf die Seite der Revolution. In seinem Statement wird außerdem klar, dass nationale Einheit und Demokratie – zumindest in der Anfangszeit der Revolution – untrennbar miteinander verbunden waren.

Daniel Sobanski

Lernort 

Das Landesarchiv NRW verwahrt an seinen drei Standorten Duisburg, Detmold und Münster historische Dokumente aus der Geschichte Nordrhein-Westfalens. Die Abteilung Westfalen des Landesarchivs NRW entstand im Jahre 1829 als „Königliches Provinzialarchiv“ in Münster. Hier wurden Archivalien der aufgelösten alten Territorien und der säkularisierten Klöster der preußischen Provinz Westfalen zusammengeführt. Diese waren zuvor an verschiedenen Stellen des Landes in „Archivdepots“ gesammelt worden, um sie vor Zerstreuung und Verlust zu retten. Nach der Entstehung des Landesarchiv NRW 2004 wurde das Staatsarchiv Münster 2008 zur Abteilung Westfalen.
Hier werden nun Archivalien aus 12 Jahrhunderten verwahrt: rund 100.000 Urkunden, 36 Kilometer Akten, 80.000 Karten und Pläne, 3.400 Aufschwörungstafeln, 2.000 Handschriften, 4.500 Plakate, 2.000 Bilder und Fotos, sowie Elektronisches Archivgut. Eine Nutzung ist sowohl im Lesesaal als auch online möglich. Für Schüler:innen sowie Lehrer:innen steht ein Archivpädagoge als Ansprechpartner bereit.

Landesarchiv NRW – Abteilung Westfalen