Tagebuch Stephan Niehüser
Text
Frankreich/Wadersloh 1815

Kurze Erläuterung

Nach dem Pariser Frieden von 1814 und der Verbannung Napoleons schienen die seit 1792 andauernden Koalitionskriege endlich beendet zu sein. Am 1. März 1815 kehrte Napoleon jedoch aus der Verbannung aus Elba zurück. Verunsichert durch Napoleons Aufbau einer Armee in Paris, schlossen die Großmächte Großbritannien, Österreich, Russland und Preußen abermals einen Koalitionsvertrag.
Am 15. Juni 1815 begann Napoleon den Sommerfeldzug. In den Schlachten von Ligny am 16.Juni 1815 kämpften über 80.000, in Waterloo am 18. Juni 1815 knapp 50.000 preußische Soldaten von denen tausende fielen.
In den Schlachten von Ligny und Waterloo kämpfte auch Stephan Niehüser aus Wadersloh (Kreis Warendorf). Der zu diesem Zeitpunkt 25 Jahre alte Niehüser hält seine Kriegserlebnisse in einem Tagebuch fest. Das vorliegende Buch begann er in Versailles, einen Tag nach der Schlacht von Waterloo. Es endet am 13. November 1815 mit seiner Rückkehr nach Münster. Im Tagebuch beschreibt er nicht nur die Schlachten, sondern hält auf den knapp 50 Seiten auch Soldatenlieder, seine Marschroute, eine Kurzgeschichte und französische Übersetzungen für einschlägige deutsche Wörter fest.

Relevanz des Materials

Die Kriegstagebücher geben einen neuen Blick auf die Napoleonischen Kriege frei, da sie die „großen Ereignisse“ der Geschichte auf die persönliche Ebene transportieren. Wie nah die zumeist jungen Soldaten am Tod waren, spiegelt sich in Kriegstagebüchern wieder. Hier werden unzensiert Informationen aus erster Hand wiedergegeben. Die Quellenart lässt eine freie Gestaltung durch den Verfasser zu, was nicht nur Eintragungen wie Kriegserlebnisse, sondern auch Seiten mit Vokabeln oder Kurzgeschichten zeigen. So ermöglichen die Tagebücher Einblicke in die Lebenswelt der Soldaten. Dass Stephan Niehüser in dieser Zeit sein Tagebuch beginnt, lässt darauf schließen, dass er den kommenden Tagen und Wochen eine Bedeutung beimisst und durch das Schreiben des Tagebuchs Erinnerungen schaffen möchte.
Zur konkreten inhaltlichen Arbeit kann das Tagebuch im Lesesaal des Landesarchivs eingesehen werden.

Florian Probst

Lernort 

Das Landesarchiv NRW verwahrt an seinen drei Standorten Duisburg, Detmold und Münster historische Dokumente aus der Geschichte Nordrhein-Westfalens. Die Abteilung Westfalen des Landesarchivs NRW entstand im Jahre 1829 als „Königliches Provinzialarchiv“ in Münster. Hier wurden Archivalien der aufgelösten alten Territorien und der säkularisierten Klöster der preußischen Provinz Westfalen zusammengeführt. Diese waren zuvor an verschiedenen Stellen des Landes in „Archivdepots“ gesammelt worden, um sie vor Zerstreuung und Verlust zu retten. Nach der Entstehung des Landesarchiv NRW 2004 wurde das Staatsarchiv Münster 2008 zur Abteilung Westfalen.
Hier werden nun Archivalien aus 12 Jahrhunderten verwahrt: rund 100.000 Urkunden, 36 Kilometer Akten, 80.000 Karten und Pläne, 3.400 Aufschwörungstafeln, 2.000 Handschriften, 4.500 Plakate, 2.000 Bilder und Fotos, sowie Elektronisches Archivgut. Eine Nutzung ist sowohl im Lesesaal als auch online möglich. Für Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer steht unser Archivpädagoge als Ansprechpartner bereit.

Landesarchiv NRW – Abteilung Westfalen