Stadtplan Lippstadts unter Belagerung
Bildquelle
Lippstadt vermutlich 1640

Kurze Erläuterung

Die Zeichnung wird etwa auf das Jahr 1640 datiert, wobei diese Datierung als umstritten gilt. Womöglich ist die Zeichnung auch dem niederländischen Zeichner Jacob van der Schley (1715-1779) zuzuordnen, was eine wesentlich spätere Datierung mit sich zöge. Der Titel lautet jedenfalls: „Abriß der Belegrung der Statt Lippe und wie solche den 2 Novembris mit Accord Kön. Mayt. in Spanien Ist über geben worden Anno 1623“. Darüber hinaus ist die Zeichnung mit weiteren erklärenden Schriftzügen versehen: „Lauffgraven welche wegen wassers verlassen worden“; „Lauffgraben der neuburgischen.“, „S. Exc. Grav von Ridtberg.“, „Außzug der Brandenburgischen und Stadischen kriegsvolcks.“, „Lauffgräben des Graven von Embdens, Isenburgs, und Hern Fugkers Volck.“, „Der Italiener Lauffgraben.“, „Der Wallonen und Burgundier Lauffgraben“, „Der brandenburger Lauffgraben.“. Die Zeichnung zeigt die Stadt Lippstadt und ihre Befestigung 1623 aus Vogelperspektive. Außerhalb der Stadtmauern sind feindliche Truppenformationen zu erkennen. Die Stadt wird von Truppen der katholischen Liga angegriffen, die dem Befehl des Grafen Jacob von Bronckhorst zu Anholt und dem kaiserlichen General Matthias von Gallas (1584-1647) unterstehen. Zuvor hatte der münsterische Fürstbischof Ferdinand von Bayern (reg. 1612-1650) Truppen der katholischen Liga um Hilfe bei Abwehr der protestantischen Truppen gebeten. Weil die münsterländischen Städte jedoch bereits von bayrischen Truppen im Jahr 1621 verwüstet wurden, verweigerten sie sich der Einquartierung der angeforderten Unterstützungstruppen. Daraufhin griffen die Truppen der katholischen Liga die münsterländischen Städte an. Neben Dülmen ergaben sich noch Coesfeld, Warendorf, Beckum, Steinfurt und Wiedenbrück. Dies hatte verheerende ökonomische als auch politische Folgen für die Städte. Sie wurden fortan in ihrer Selbstverwaltung eingeschränkt, sodass ihnen Einkünfte aus der Verbrauchssteuer fehlten. Darüber hinaus wurden städtische Privilegien abgeschrieben und Rechte der Magistrate stark beschränkt. Mit der Einnahme der Städte durch Truppen der katholischen Liga fielen sie unter die Kontrolle des Fürstbischofs von Münster.

Relevanz des Materials

Die Karte zeigt die Bedrohung der Stadt durch unterschiedliche Truppen, die die Stadt von vielen Seiten belagern und angreifen. So kann die Karte als Ausgangspunkt dienen, um die Situation der belagerten Städte zu thematisieren u.a. die ökonomischen Folgen durch den Verlust von Autonomie und den daraus resultierenden Steuerabgaben an die Besatzungsmacht. Anhand der Anwesenheit von italienischen und spanischen Truppen kann herausgearbeitet werden, dass der Krieg kein regionaler Konflikt war, sondern Menschen aus ganz Europa einbezog.

Helen Bittner

Lernort 

Das Museum am Standort Rathausstraße 13 – 1928 als Kreisheimatmuseum gegründet – birgt herausragende Exponate der Stadtgeschichte, darunter ein Bürgermeisterzepter des frühen 16. Jahrhunderts und viele Sachzeugnisse, von der Ur- und Frühgeschichte bis in die Zeit der Französischen Revolution, die den Aufbruch eines erstarkenden Bürgertums in Lippstadt dokumentieren.
Das Stadtmuseum ist dem Leitbild der Stadt verpflichtet und versteht sich als Kommunikationszentrum und Serviceeinrichtung für alle Bürgerinnen und Bürger der Stadt, ihre Gäste und kulturinteressierte Touristen. Basis dafür ist der kontinuierliche Ausbau, die Erschließung, Erforschung und zeitgemäße Präsentation der Sammlung. Dieses Konzept wird nachhaltig für nachfolgende Generationen realisiert, indem engagierte Lippstädter Bürgerinnen und Bürger mit ihrer persönlichen Geschichte in diesen Prozess eingebunden werden.
Die Bestände des Stadtmuseums Lippstadt sind im lokalen, aber überregional auch im europäischen Kontext bedeutsam. Sie spiegeln ein breites Spektrum von der Reformation, Bildungsgeschichte, Industrie- und Technikgeschichte sowie bäuerlichen und städtischen Leben wieder.

Stadtmuseum Lippstadt