Kurze Erläuterung

Tacitus schreibt über die sogenannten „Germanen“ und Geld Folgendes: „Allerdings wissen unsere nächsten Nachbarn wegen des Handelsverkehrs mit uns Gold und Silber zu schätzen, und sie kennen bestimmte Sorten unseres Geldes und nehmen sie gerne; doch im Inneren herrscht noch einfacher und altertümlicher Tauschhandel.“ (Tacitus, Germania 5) Diese Ansicht prägt bis heute die Vorstellung von zivilisierten ‚Römern‘ mit einem ausgeklügelten Geldsystem auf der einen, und wilden ‚Germanen‘ mit einem rohstoffbasierten Tauschsystem auf der anderen Seite. Grundsätzlich wird diese Annahme auch nicht ganz falsch gewesen sein, da keine eigene Münzprägung der damaligen Menschen im Gebiet des heutigen Westfalens bekannt ist. Römische Münzen besaßen zudem den Vorteil, dass ihr Edelmetallwert auch für diejenigen werthaltig war, denen der Nennwert der Münze egal war.

Relevanz des Materials

Münzen römischer Herkunft finden sich so gut wie überall in Westfalen. Auch für die Zeit nach der unmittelbaren römischen Herrschaft sind über Jahrhunderte römische Münzen in diesem Gebiet nachgewiesen. Daher ist anzunehmen, dass sie von den Bewohner:innen der Region in Teilen selbst genutzt wurde. Zumindest für die Handelsbeziehungen mit dem Römischen Reich werden sie essenziell gewesen sein, da nicht nur Rohstoffe und Waren aus dem Gebiet des heutigen Westfalens ins Römische Reich gelangten, sondern umgekehrt auch römische Produkte hierher. Söldner, die von römischer Seite angeheuert worden waren, wurden mutmaßlich auch mit römischem Geld bezahlt und brachten dieses bei ihrer Rückkehr mit in die (Heimat-)Region. Anhand der römischen Münzen lässt sich also erarbeiten, dass intensive Beziehungen zwischen dem Römischen Reich und dem Gebiet des heutigen Westfalens bestanden, auch wenn die Gegend nicht unmittelbares römisches Herrschaftsgebiet war.

Markus Albuschat

Lernort 

Das LWL-Römermuseum Haltern am See ist das Zentralmuseum für Römische Militärgeschichte in Nordwestdeutschland. Die Dauerausstellung des Hauses zeigt Funde aller Römerlager an der Lippe und ergänzt diese mit zahlreichen Rekonstruktionen, Filmen und Animationen, so dass die 28-jährige Geschichte der Römer in Westfalen lebendig erzählt wird. Das Museum befindet sich am Standort des ehemaligen Römerlagers Aliso und verfügt über eine Außenfläche mit Teilrekonstruktionen des Lagers. Das Gelände ist auch heute noch eine Ausgrabungsstätte, weshalb immer wieder spektakuläre Neufunde die Ausstellung erweitern. Regelmäßige Sonderausstellungen erweitern die Perspektive auf größere Zusammenhänge und aktuelle Bezüge.

LWL-Römermuseum Haltern am See