Reaktion auf Fotos von Judenerschießungen
Textquelle
Kalletal am 29.06.1943

Kurze Erläuterung

Feldpostbriefe waren nicht das einzige Medium, mit welchem Soldaten, die an den Mordaktionen an der jüdischen Bevölkerung beteiligt waren, der deutschen Heimat von den Geschehnissen an der Front und in den besetzten Gebieten Bericht erstatten konnten. Handliche Fotokameras zur privaten Nutzung ermöglichten es einigen Soldaten, mitunter auch Fotografien von der Front mit in den Heimaturlaub zu nehmen, wo sie diese Freunden und Verwandten zeigen konnten. Mitunter dokumentieren solche Fotos den Alltag, das Soldatenleben, die Landschaft und die Menschen in den Regionen oder eben auch den Holocaust und weitere Kriegsverbrechen.

Relevanz des Materials

Die Absicht hinter dem Zeigen von Fotografien, welche Mordaktionen an der jüdischen Bevölkerung dokumentieren, mag sich von Person zu Person unterscheiden. Denkbar ist sowohl das Vorzeigen solcher Fotografien als eine Art Trophäe, aber auch als Beweis für die Gräuel, die sowohl an als auch hinter der Front geschahen, also zu aufklärerischen Zwecken. Eindeutig ist im Falle des hier vorliegenden Schreibens jedoch die Reaktion des Ortsgruppenleiters Campe, welcher sich von der Existenz solcher Fotografien – und damit erst recht von der Ausführung solcher Mordaktionen – weder überrascht zeigt noch diese als solche verurteilt. Seine Reaktion sowie das Ausbleiben einer Strafe macht also deutlich, dass das Wissen über den Holocaust keinesfalls nur den Beteiligten vorbehalten war, sondern sowohl innerhalb des Militärs als auch in Kreisen der Zivilbevölkerung Kenntnis darüber vorhanden gewesen sein musste.

Mario Polzin

Lernort 

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