Merkur-Statuette
Sachquelle
Beelen (Kreis Warendorf) 200 n.Chr./500 n. Chr.

Kurze Erläuterung

Das Ensemble aus Bronzefigur und den Gold- und Silberringen wurde zusammen mit einem Tongefäß in Beelen (in der Nähe von Warendorf) gefunden. Es handelt sich bei der Figur um eine Statuette des römischen Gottes Merkur. Die Ringe, die als Schmuckstücke für Menschen nicht passend gewesen wären, könnten aber als Schmuck für die Statuette gedacht gewesen sein, mit der sie gemeinsam gefunden wurden. Das würde der römischen Sitte entsprechen, die Götterbildnisse auf dem Hausaltar mit diesen Schmuckstücken zu verzieren. Die Bronzestatuette datiert auf ca. 200 n. Chr., während ein Teil der Ringe aufgrund von Vergleichsfunden auf die Zeit um 500 n. Chr. zu datieren ist. Auf dieser Basis ist anzunehmen, dass das Bildnis Merkurs über 300 Jahre im kultischen Kontext genutzt wurde.

Relevanz des Materials

Anhand der Statuette lassen sich Kontinuitäten römischer Kulturpraxis in Westfalen auch noch deutlich nach der römischen Herrschaft hier vor Ort erarbeiten. Die Merkurstatuette mit ihrem Ringschmuck zeigt, wie nachhaltig der römische Einfluss auch die kultische Praxis in Westfalen prägte. Die Fundsituation legt nahe, dass die Statuette in einem Hausaltar nach römischem Vorbild genutzt wurde – und das Jahrhunderte nach den römischen Expansionsbemühungen in Westfalen. Denkbar wäre, dass die Menschen schon im 1. Jahrhundert n. Chr. Teile der kultischen Praxis der Römer adaptierten. Genauso möglich ist aber, dass ein Söldner die Statuette aus seiner Zeit in römischen Diensten mitbrachte, um die von ihm angenommenen Glaubenspraktiken in seiner Heimat vollziehen zu können. Sicher ist, dass das kleine Bildnis des Merkur aus dem Römischen Reich nach Westfalen gelangte. Ob es dort allerdings annähernd 300 oder doch nur wenige Jahre blieb, muss offenbleiben. Die Statuette zeigt aber, dass die Glaubensvorstellungen der Menschen in Westfalen zu dieser Zeit offen für äußere Einflüsse waren.

Markus Albuschat

Lernort 

Das LWL-Museum für Archäologie und Kultur – Westfälisches Landesmuseum in Herne ist das zentrale „Schaufenster“ der LWL-Archäologie für Westfalen. Dort wird die Geschichte Westfalens entlang materieller Funde von den ersten Spuren menschlicher Aktivität bis zur jüngeren Vergangenheit erzählt. Die Funde und Befunde aus Westfalen werden dabei immer auch in größeren Kontexten verortet und mithilfe von nicht archäologischen Quellen und ausgefeilten analogen wie digitalen Darstellungsformen ergänzt.

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