Kurze Erläuterung

Der Kupferstecher Matthäus Merian (1593-1650) und die Erben des Verlegers Lazarus Zetzner (1551-1616) gaben 1630 in Straßburg eine prachtvolle gedruckte Bibel heraus. Die Höhe beträgt 42 cm, die Breite 21,5 cm und die Tiefe 14cm. Das Leder des Einbandes ist mit Plattenstempel, Kupferbeschlägen und Kupferschließen versehen. Das Exponat im Borkener Stadtmuseum ist eine Dauerleihgabe aus Privatbesitz.
Der durch seine „Topographia Germaniae“ bekannte Kupferstecher Merian illustrierte den Bibeltext, dessen Grundlage die Luther-Übersetzung von 1545 ist, mit 234 Kupferstichen.
Der Einband der Borkener Bibel, die aus Borken-Gemen stammt, kann dem Amsterdamer Buchbinder Albert Magnus (1642-1689) zugeordnet werden und beweist die engen Verbindungen Borkens zu den Niederlanden.
Auf den Innenseiten des Einbanddeckels der Bibel finden sich viele handschriftliche Eintragungen einer lutherischen Gemener Familie aus den Jahren 1714-1843. Die meisten Stammbuch-Einträge sind Nachrichten über Geburten, Todesfälle und Hochzeiten der Familie Brundert (oder: Bronders, Brundert). Zeitlich am weitesten zurück reichen dabei die Einträge von Johann Gerhard Brundert, der unter anderem den Tod der Mutter im Jahr 1714, den Tod des Vaters 1737 und seine Heirat mit einer Anna Gesine Levering im Jahr 1736 sowie die Geburten seiner Kinder notiert. Für 1718 und 1724 archiviert derselbe zwei Todesfälle in der Amsterdamer Familie seiner Mutter.

Relevanz des Materials

Die Merian-Bibel ist nach den Ausgaben der Luther-Bibel eines der bekanntesten Bücher überhaupt. Die Edition ist sehr erfolgreich, aber es sind nur noch wenige Exemplare in öffentlichen Sammlungen erhalten.
Die Borkener Merian-Bibel ist aber besonders interessant, da in den Innenseiten des Einbanddeckels handschriftliche Notizen einer lutherischen Familie aus dem heutigen Ortsteil Gemen stehen. Die Herren von Gemen strebten nach der Landesherrschaft und standen in Konkurrenz mit dem Fürstbischof von Münster. 1560 wurde Gemen protestantisch, das kleine Herrschaftsgebiet (seit 1700 reichsunmittelbar) bildete eine Enklave im katholischen Fürstbistum Münster. Auch die Nähe zu den protestantischen Niederlanden zeigt sich in der Bibel. Die verschiedenen Konfessionen bildeten sich immer stärker aus und Religion spielte auch im 80-jährigen Kampf der Niederlande gegen Spanien und im 30-Jährigen-Krieg eine wichtige Rolle.

Dr. Hendrik Martin Lange

Lernort 

Das FARB (Forum Altes Rathaus Borken) ist seit 2020 der neue Kulturort im Zentrum von Borken und das Museum der Stadt.
Das Gebäudeensemble aus altem Rathaus und der gotischen Heilig Geist-Kirche bietet Erlebnis auf mehreren Ebenen: Als Ort für Kunst und Kultur, für Geschichte und für Tourismus und Freizeitvergnügen. Eine ständige Sammlung zur Stadtgeschichte, wechselnde Ausstellungen, vielfältige Kulturveranstaltungen sowie die Tourist-Information Borken im Foyer laden zum Entdecken, Begegnen und Erfahren ein.

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