Kurze Erläuterung

Nach der Gründung des Deutschen Reiches 1871 war die Deutsche Einheit zwar politisch vollendet. Der neue Nationalstaat war aber noch keineswegs geeint. Die Unterschiede in Identität, Kultur und z.T. auch Sprache z.B. zwischen Westfalen und Bayern waren noch groß. Genauso spalteten religiöse Unterschiede zwischen Protestanten, Katholiken und Juden oder soziale Unterschiede zwischen Bourgeoisie und Proletariern die Gesellschaft. Die Nation benötigte eine gemeinsame Identität und eine einigende nationale Erzählung.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die Figur der Germania populär. Germania war eine mythische, weibliche Figur, die Deutschland verkörpern sollten. Nationalallegorien gab es genauso für die Einzelstaaten und für alle anderen europäischen Länder. Germania war schon im Vormärz als Symbol der nationaldemokratischen Bewegung populär. Nach der Reichsgründung wurde sie zum Sinnbild des Deutschen Kaiserreichs.

Relevanz des Materials

Auf Initiative der Krieger-Vereine in Witten wurde 1877 ein Siegesdenkmal errichtet, dass an die Gefallenen der drei Einigungskriege erinnern sollte. Es ist damit zugleich ein Beispiel für die nationale Erinnerungskultur und den großen Stellenwert der Einigungskriege, als auch für die nationale Symbolik des Kaiserreichs. Standort war der Königsplatz am Rande der Wittener Innenstadt. Das Stadtzentrum war erst um 1866 neu geplant worden, nachdem Witten im Zuge der Industrialisierung rapide gewachsen war. Der Königsplatz war Teil eines gehobenen, bürgerlichen Wohnviertels mit vielen Villen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wandelte sich das Viertels. Das Denkmal erhielt weniger Aufmerksamkeit. Der nationalistische Charakter wurde gemildert, indem die Stadt Witten den Platz in Karl-Marx-Platz umbenannte.

Daniel Sobanski

Lernort