Kurze Erläuterung

Dies ist ein Keramikteller, der aufgrund der Herstellungsweise und des Aussehens der sogenannten Terra Sigillata zugerechnet werden kann. Mit diesem Begriff wird eine hochwertige, erstmals für das 1. Jahrhundert v. Chr. im heutigen  Italien nachgewiesene Art von Keramikgeschirr benannt. Typisch sind die rötlich glänzende Farbe und die Verzierung mit aufwändigen Ornamenten. Terra Sigillata wurde teilweise in großen, fast schon industriell anmutenden Betrieben gefertigt. Von dort wurde die Keramik in das ganze Römische Reich exportiert. Die Herkunft der einzelnen Gegenstände lässt sich über einen Stempel nachvollziehen, mit dem jede Produktionsstätte ihre Keramik versehen hat. Schwerpunktmäßig konzentrierte sich die Produktion auf den italienischen Raum, aber auch an anderen Orten im Römischen Reich wurde Terra Sigillata hergestellt. Zeitgleich kamen andere Formen von Keramik auf, mit denen die eigentliche Terra Sigillata nachgeahmt wurde und die sich allerdings optisch vom Original unterschieden.

Relevanz des Materials

Ein Teller wie dieser – gefunden in Haltern und aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. stammend – sowie gegebenenfalls weitere hochwertige Geschirrteile aus Keramik gehörten zur Ausstattung eines jeden römischen Legionärs und war damit relativ weit verbreitet. Vermutlich besaßen diese Gegenstände einen gewissen Wert, da zumeist die Namen der Besitzenden in die Töpferware eingeritzt wurden. Dieses Geschirr wurde nicht mit ins Feld genommen, sondern bei der Unterbringung in festen Unterkünften, wie dem Lager in Haltern, genutzt. Aus den Namenseinritzungen lässt sich ableiten, dass der überwiegende Teil der römischen Soldaten lesen und schreiben konnte. Zudem bestanden innerhalb des Römischen Reichs Handelsnetze, über die Terra-Sigillata-Produkte aus den verhältnismäßig wenigen Produktionsstätten im gesamten römischen Herrschaftsraum verteilt wurden. Dabei standen diese Produkte in Konkurrenz zu lokal produzierter Alltagskeramik minderer Qualität.

Markus Albuschat

Lernort 

Das LWL-Römermuseum Haltern am See ist das Zentralmuseum für Römische Militärgeschichte in Nordwestdeutschland. Die Dauerausstellung des Hauses zeigt Funde aller Römerlager an der Lippe und ergänzt diese mit zahlreichen Rekonstruktionen, Filmen und Animationen, so dass die 28-jährige Geschichte der Römer in Westfalen lebendig erzählt wird. Das Museum befindet sich am Standort des ehemaligen Römerlagers Aliso und verfügt über eine Außenfläche mit Teilrekonstruktionen des Lagers. Das Gelände ist auch heute noch eine Ausgrabungsstätte, weshalb immer wieder spektakuläre Neufunde die Ausstellung erweitern. Regelmäßige Sonderausstellungen erweitern die Perspektive auf größere Zusammenhänge und aktuelle Bezüge.

LWL-Römermuseum Haltern am See