Kurze Erläuterung

Die Ursprünge der Kirche Ss. Fabian und Sebastian (Nottuln-Darup) lassen sich auf die Zeit zwischen 1000 und 1050 zurückverfolgen. In der kleinen Dorfkirche kann man bis heute eine wertvolle Tafelmalerei betrachten: Der Daruper Altar wurde von einem anonymen Künstler in den Jahren um 1410/20 gemalt. Heute ist nur noch die große Mitteltafel erhalten, die beiden Seitenflügel fehlen. Die insgesamt fünf Bilder zeigen Stationen aus der Passions- und Ostererzählung. Wie in einem modernen Comic geht es oben links mit der Geißelung Jesu los, dann folgt die Kreuztragung und im Mittelfeld die Kalvarienberg-Szene. Rechts sind die Grablegung und das Osterereignis, die Auferstehung Jesu, ins Bild gesetzt. Eine Gruppe von Zuschauern unter dem Kreuz ist wichtig: die jüdischen Spötter und Possenreißer. Sie verhöhnen Jesus am Kreuz und erkennen ihn nicht als Christus. Eine Figur kann man an den Gebetsquasten eindeutig als Pharisäer erkennen.

Relevanz des Materials

Das Altarretabel im Dorf Darup, heute einem Ortsteil der Gemeinde Nottuln (Kreis Coesfeld) ist ein wichtiges sakrales Kunstwerk für Westfalen. Durch die Position hinter dem Altar ist es für alle Kirchbesucher:innen im Kirchraum gut sichtbar. Stilistisch weist die Tafelmalerei eine große Nähe zum Meister Conrad von Soest auf, wobei die Forschung davon ausgeht, dass der Meister von Darup seine Werkstatt wahrscheinlich in Münster hatte und ebenfalls die Retabel von Warendorf und Isselhorst schuf. An dem Altar lässt sich insbesondere die gegenseitige Wahrnehmung von Christentum und Judentum herausarbeiten. Jesus Christus ist der Sieger und damit das Christentum die höherstehende Religion. Die ihm folgen, erkennen schon bei seinem Tod am Kreuz seine Göttlichkeit, die dargestellten Juden erkennen ihn nicht als Sohn Gottes und verhöhnen ihn. Der Künstler vermittelt die Botschaft: Die Juden stellen sich selbst ins Abseits und daher dürfen Christen sich über sie erheben. Muslime werden nicht eindeutig auf dem Bild platziert, man kann in der fantasievollen Gestaltung der Kleider und Gesichter bei einigen aber  Ansätze entdecken, die als Referenz auf Muslime zu verstehen sind.

Dr. Hendrik Martin Lange

Lernort 

Katholische Pfarrei St. Martin
Kirchplatz 7
48301 Nottuln

Kath. Gemeinde St. Martin