Römisches Marschgepäck
Sachquelle
Haltern am See ab 5. Jhd. v. Chr.

Kurze Erläuterung

Römische Legionäre führten auf einem Feldzug oder bei der Verlegung an einen anderen Standort Proviant und persönliche Gegenstände als Marschgepäck mit sich. Diese Rekonstruktion zeigt wesentliche Elemente davon, angefangen bei der kreuzförmigen Tragestange. Sie ermöglichte es beim Marschieren, das daran hängende Gepäck mit der Querstange auf dem Schild des Legionärs abzulegen, welchen dieser auf den Rücken geschnallt hatte. Dazu legte der Legionär die Stange über eine seiner Schultern und hielt das untere Ende mit einer Hand fest. Dadurch ergab sich eine bessere Gewichtsverteilung beim Marschieren, da das größte Gewicht wie ein Rucksack auf den Schultern lastete. Auffällig ist auch der Topf, der als Kochgeschirr oder zum Transport von Wasser genutzt werden konnte. Ergänzt wurde diese Ausstattung durch eine Kasserolle (einem Topf mit Stiel) und einen Löffel sowie einer Trinkflasche. Das Proviantnetz diente dem Transport von Nahrungsmitteln und sorgte dafür, dass diese gut belüftet waren und nicht schimmelten. Ein Leinenbeutel war für den Transport der Getreiderationen vorgesehen. In der großen Ledertasche konnte der Legionär seine persönliche Habe – wie Utensilien zur Körperpflege, Kleidung und auch ein Fell zum Schlafen – verstauen. Je nach Situation konnte es vorkommen, dass für mehrere Tage Verpflegung mitgeführt wurde, wodurch sich das Gewicht des Marschgepäcks deutlich erhöhte und bis zu 20 kg erreichen konnte.

Relevanz des Materials

Aus der Zusammenstellung unterschiedlichster Gegenstände zu dem Marschgepäck lassen sich zahlreiche Aspekte römischer Militärorganisation herausarbeiten. Da die Soldaten ihre Nahrung selbst transportieren konnten bzw. mussten, waren die römischen Militäreinheiten ausgesprochen flexibel und schnell. Einzelne Personen konnten so auch unwegsames Gelände gut durchqueren und waren nicht wie Transportwagen auf befestigte Wege angewiesen. Insbesondere auf Feldzügen gab es keine römische Straßeninfrastruktur, was die Notwendigkeit des Marschgepäcks noch verdeutlicht. Insbesondere in Westfalen wird dies eine große Rolle gespielt haben. Zur Stabilisierung ihrer Herrschaft – auch wenn sie die Region in ihrer 28 Jahre andauernden Anwesenheit nie ganz unterworfen konnten  – wird beigetragen haben, dass römische Truppen sich binnen kürzester Zeit durch Westfalen bewegen konnten, ohne auf einen umfangreichen Versorgungstross angewiesen zu sein.

Markus Albuschat

Lernort 

Das LWL-Römermuseum Haltern am See ist das Zentralmuseum für Römische Militärgeschichte in Nordwestdeutschland. Die Dauerausstellung des Hauses zeigt Funde aller Römerlager an der Lippe und ergänzt diese mit zahlreichen Rekonstruktionen, Filmen und Animationen, so dass die 28-jährige Geschichte der Römer in Westfalen lebendig erzählt wird. Das Museum befindet sich am Standort des ehemaligen Römerlagers Aliso und verfügt über eine Außenfläche mit Teilrekonstruktionen des Lagers. Das Gelände ist auch heute noch eine Ausgrabungsstätte, weshalb immer wieder spektakuläre Neufunde die Ausstellung erweitern. Regelmäßige Sonderausstellungen erweitern die Perspektive auf größere Zusammenhänge und aktuelle Bezüge.

LWL-Römermuseum Haltern am See