Schalltöpfe aus Meschede
Sachquelle
Meschede 9. Jhd.

Kurze Erläuterung

In den Mauern des Frauenstifts St. Walburga in Meschede wurden im 19. und 20. Jahrhundert Keramikgefäße gefunden, die aus der Gründungszeit des Klosters stammen. Das Kloster wurde Ende des 9. Jhd. erbaut und die Keramikgefäße wurden zu diesem Zeitpunkt bewusst in die Mauern hineingebaut. Dieses Vorgehen geht auf den römischen Autor Vitruv zurück, der schon im 1. Jhd. v. Chr. schrieb, dass so der Klang in griechischen Theatern verbessert werden sollte. In Meschede wurde dieses Wissen verwendet, um die Akustik in der Kirche für den Chorgesang zu verbessern.

Relevanz des Materials

Die Schalltöpfe aus Meschede zeigen, dass hier ganz bewusst auf antikes Wissen zurückgegriffen wurde. Die Schriften Vitruvs waren auch in Meschede bekannt und zugänglich. Die Beschreibungen Vitruvs wurden hier Jahrhunderte später umgesetzt, um der Kirche des Frauenstifts eine bessere Akustik zu verleihen. Offensichtlich befasste man sich im 9. Jhd. gründlich mit römischer Literatur und Geschichtsschreibung, auch in der Peripherie nach Beendigung der römischen Präsenz in Westfalen – anhand dieser Schalltöpfe lassen sich also Kontinuitäten römischen Wissenstranfers und damit auch Präsenz in Westfalen erarbeiten.

Joel Wichary

Lernort 

Das LWL-Museum für Archäologie und Kultur – Westfälisches Landesmuseum in Herne ist das zentrale „Schaufenster“ der LWL-Archäologie für Westfalen. Dort wird die Geschichte Westfalens entlang materieller Funde von den ersten Spuren menschlicher Aktivität bis zur jüngeren Vergangenheit erzählt. Die Funde und Befunde aus Westfalen werden dabei immer auch in größeren Kontexten verortet und mithilfe von nicht archäologischen Quellen und ausgefeilten analogen wie digitalen Darstellungsformen ergänzt.

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