Grabsteinfragment
Sachquelle
Münster 1324

Kurze Erläuterung

Das Foto zeigt den Abguss eines jüdischen Grabsteins aus dem Jahr 1324, der in der Schausammlung des Stadtmuseums Münster präsentiert wird. Das Fragment aus Kunstsandstein hat die Maße ca. 47 x 75 x 31,8 cm. Es ist einer der ältesten erhalten gebliebenen Grabsteine eines jüdischen Friedhofs. Die noch lesbare Inschrift lässt erkennen, dass der Stein für eine Frau bestimmt war. Die Inschrift verzeichnet als Sterbetag den 25. Tamus 5084 (= 18. Juli 1324). Der Friedhof fiel um 1350 den Pestpogromen zum Opfer. Die Grabsteine wurden zerschlagen oder als Baumaterial verwendet. Als 1880 die Lamberti-Kirche in Münster einen neuen Turm erhielt, stieß man beim Abbruch auf die Fragmente mehrerer Steine. Diese Überreste gingen während des Zweiten Weltkriegs durch Bombenangriffe bis auf ein Exemplar verloren. Der Grabstein steht heute in Münster in der Synagoge. Die deutsche Übersetzung der Inschrift lautet:
[Hier ruht … des] R. Isaak, und sie ist gestorben mit Namen Mit gutem am 4. (Wochen)tage, am 25. Tamus 84 des (Jahr)tausends des sechsten. Ihre Ruhe sei im Paradies. [Amen].

Relevanz des Materials

Bei dem Grabsteinfragment handelt es sich um eines der ältesten in Westfalen – in Münster hat man in den letzten Jahren noch ältere aus dem Jahr 1313/14 gefunden. Jüdinnen und Juden hatten einen eigenen Friedhof, sie durften nicht mit Christinnen und Christen beerdigt werden. In Münster lassen sich jüdische Bewohner:innen erstmals um 1127/28 und um 1260 nachweisen. Eine jüdische Gemeinde konsolidierte sich erst gegen Ende des 13. Jahrhunderts. Um 1290/1300 wird eine Synagoge erwähnt, 1301 erstmals der Friedhof. Der jüdische Friedhof befand sich direkt vor der Stadtmauer und wurde im Pestpogrom 1350 verwüstet. Die Grabsteine wurden als Baumaterial zweckentfremdet.

Dr. Hendrik Martin Lange

Lernort 

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