Einweihung des Schwester-Laudeberta-Weges
Bildquelle
Münster 2022

Kurze Erläuterung
Die Fotografie zeigt die 2022 vorgenommene Benennung des Fußweges an der Aa in Münster nach der Ordensschwester Laudeberta (1887-1971), die während des Nationalsozialismus Widerstand gegen das sogenannte Euthanasieprogramm leistete. Die im niederländischen Groenlo als Johanna van Hal geborene Frau arbeitete zunächst in einem Krankenhaus in Bocholt, bevor sie sich 1910 im Alter von 22 Jahren dem Orden der Barmherzigen Schwestern in Münster (Clemensschwestern) anschloss. Bei ihrer Arbeit als Stationsleiterin in der westfälischen Provinzialheilanstalt Marienthal, einer Vorgängerin der heutigen LWL-Klinik in Münster, wurde sie mit den Vernichtungsvorhaben des NS-Regimes konfrontiert. Sie handelte sofort und versuchte die Todestransporte zu verhindern, indem sie gezielt die Angehörigen kontaktierte und ihnen nahelegte, die betroffenen Patient:innen mit nach Hause zu nehmen. Gleichzeitig ging sie zu dem damaligen Bischof von Galen und berichtete ihm davon, was dessen öffentlichen Protest in Form von Predigten möglich machte und für einen formalen Stopp der menschenverachtenden Pläne sorgte (inoffiziell wurden die Morde allerdings fortgesetzt). Da sie in der niedrigen Position einer Ordensschwester war, riskierte sie durch ihren Widerstand ihr Leben.

Relevanz des Materials
Als die Nationalsozialisten 1941 ihre Mordaktionen an tausenden Menschen mit körperlichen, geistigen und seelischen Behinderungen unter dem Decknamen „Aktion T4“ intensivierten, betraf dies auch die Heil- und Pflegeanstalten in Westfalen. Das Leben der Patient:innen galt innerhalb der menschenverachtenden nationalsozialistischen Ideologie als „lebensunwert“ und sollte daher vernichtet werden. Berühmt geworden für seinen Einsatz gegen die geplante Tötung im Rahmen der „Aktion T4“ ist vor allem Kardinal van Galen. Doch dieser bezieht sich in seinen Predigten auf konkrete Details und Zahlen, die er ohne seine Informant:innen nicht erhalten hätte. Schwester Laudeberta war eine davon – auch als ein vergleichsweise kleines Zahnrädchen zeigte sie Zivilcourage, die Wirkung entfaltete. In der gegenwärtigen Erinnerungskultur wird zunehmend über die Sichtbarmachung derartiger Biographien diskutiert.

Christina Lefarth

Lernort 

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