Einweihung des Schwester-Laudeberta-Weges
Bildquelle
Münster 2022

Kurze Erläuterung
Die Fotografie zeigt die 2022 vorgenommene Benennung des Fußweges an der Aa in Münster nach der Ordensschwester Laudeberta (1887-1971), die während des Nationalsozialismus Widerstand gegen das sogenannte Euthanasieprogramm leistete. Die im niederländischen Groenlo als Johanna van Hal geborene Frau arbeitete zunächst in einem Krankenhaus in Bocholt, bevor sie sich 1910 im Alter von 22 Jahren dem Orden der Barmherzigen Schwestern in Münster (Clemensschwestern) anschloss. Bei ihrer Arbeit als Stationsleiterin in der westfälischen Provinzialheilanstalt Marienthal, einer Vorgängerin der heutigen LWL-Klinik in Münster, wurde sie mit den Vernichtungsvorhaben des NS-Regimes konfrontiert. Indem sie gezielt die Angehörigen der betroffenen Patient:innen kontaktierte und ihnen nahelegte, diese zurück nach Hause zu holen, versuchte sie die geplanten Todestransporte zu verhindern.  Gleichzeitig berichtete sie dem damaligen Bischof von Galen von ihnen, was dessen öffentlichen Protest in Form von Predigten ermöglichte und für einen formalen Stopp der menschenverachtenden Pläne sorgte. Inoffiziell wurden die Morde allerdings fortgesetzt. Da Schwester Laudeberta die niedrige Position einer Ordensschwester bekleidete, riskierte sie durch ihren Widerstand ihr Leben.

Relevanz des Materials
Die 2002 vorgenommene Benennung einer Münsteraner Straße nach Schwester Laudeberta bietet Anlass dazu, sowohl die von den Nationalsozialist:innen unter dem Decknamen „Aktion T4“ durchgeführten Mordaktionen an  tausenden Menschen mit körperlichen, geistigen und seelischen Behinderungen zu thematisieren als auch den Widerstand gegen die menschenverachtende Politik der NSDAP und dessen nachträgliche Würdigung zu diskutieren. Die „Aktion T4“ war ein direktes Produkt der menschenverachtenden Ideologie der Nationalsozialist:innen: Das Leben der Patient:innen galt ihr zufolge als „lebensunwert“ und sollte daher vernichtet werden. Bekannt für seinen Einsatz gegen diese geplanten Euthanasiemordeist vor allem Kardinal van Galen (1878–1946), der sich in seinen Predigten jedoch auf konkrete Details und Zahlen bezog, die er ohne seine Informant:innen nicht gekannt hätte. Schwester Laudeberta war eine von ihnen. –Auch als ein vergleichsweise kleines Zahnrädchen zeigte sie Zivilcourage, die große Wirkung entfaltete. In der gegenwärtigen Erinnerungskultur wird zunehmend über die Sichtbarmachung derartiger Biographien diskutiert, sodass mithilfe dieses Beispiels in bestehende erinnerungskulturelle Diskussionen eingeführt werden kann.

Christina Lefarth

Lernort 

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