Kurze Erläuterung

Die Ursprünge der Kirche St. Fabian und Sebastian (Nottuln-Darup) lassen sich auf die Zeit zwischen 1000 und 1050 zurückverfolgen. In der kleinen Dorfkirche befindet sich bis heute eine wertvolle Tafelmalerei: Der Daruper Altar wurde von einem anonymen Künstler in den Jahren um 1410/20 gemalt. Heute ist nur noch die große Mitteltafel erhalten, die beiden Seitenflügel fehlen. Die insgesamt fünf Bilder zeigen Stationen aus der Passions- und Ostererzählung. Wie in einem modernen Comic geht es oben links mit der Geißelung Jesu los, dann folgt die Kreuztragung und im Mittelfeld die Kalvarienberg-Szene. Rechts sind die Grablegung und das Osterereignis, die Auferstehung Jesu, ins Bild gesetzt. Eine Gruppe von Zuschauern unter dem Kreuz ist wichtig: die jüdischen Spötter und Possenreißer. Sie verhöhnen Jesus am Kreuz und erkennen ihn nicht als Christus. Eine Figur an den Gebetsquasten lässt sich eindeutig als Pharisäer identifizieren. Bibelkundige Betrachter:innen werden den Bezug zum Matthäusevangelium herstellen (Mt 27,31-34).

Relevanz des Materials

Das Altarretabel im Dorf Darup, heute ein Ortsteil der Gemeinde Nottuln (Kreis Coesfeld), ist ein wichtiges sakrales Kunstwerk für Westfalen. Es ist für jede:n Kirchenbesucher:in zu sehen, da es direkt hinter dem Altar platziert ist. Stilistisch weist die Tafelmalerei eine große Nähe zum Meister Conrad von Soest auf, wobei in der Forschung davon ausgegangen wird, dass der Meister von Darup seine Werkstatt wahrscheinlich in Münster hatte und ebenfalls die Retabel von Warendorf und Isselhorst schuf. Auf die Frage nach der gegenseitigen Wahrnehmung von Christen, Juden und Muslimen liefert das Werk klare Antworten: Jesus Christus ist der Sieger. Diejenigen, die ihm folgen, erkennen schon bei seinem Tod am Kreuz seine Göttlichkeit, während die Juden ihn nicht erkennen und verhöhnen. Der Künstler vermittelt die Botschaft: Die Juden stellen sich selbst ins Abseits und daher dürfen Christen sich über sie erheben. Muslime werden nicht eindeutig auf dem Bild platziert, dennoch lassen sich in der phantasievollen Gestaltung der Kleider und Gesichter einiger Personen orientalische Ansätze erkennen.

Dr. Hendrik Martin Lange

Lernort 

Katholische Pfarrei St. Martin
Kirchplatz 7
48301 Nottuln

Kath. Gemeinde St. Martin