Relief mit Christus am Ölberg
Sachquelle
Nottuln um 1520

Kurze Erläuterung

Das Relief mit Christus am Ölberg stammt aus der St. Martinus-Pfarrkirche Nottuln. Ging man noch vor ein paar Jahren davon aus, dass das Werk um 1480 geschaffen wurde, so datiert man es jetzt eher auf den Beginn des 16. Jahrhundert (um 1520). Die Ölbergszene befand sich ursprünglich wohl an der Außenwand der Pfarrkirche St. Martinus in Nottuln und gehört zu den dort angebrachten Epitaphien. Ein Epitaph ist ein Art Grabmal, dass sich insbesondere Adelige schon zu Lebzeiten anfertigen ließen, um ihre Gläubigkeit zu verdeutlichen. Sie befinden sich nicht zwingend auch an der späteren Grabstätte. Dieses Epitaph war, wie man an dem angebrachten Wappen erkennen kann, eine Stiftung der Stiftsdame von Pipenbrock (+1543), die sich selbst kniend links unten darstellen ließ. Das Relief ist eine Arbeit der Bunickman-Werkstatt aus Münster. Bernd Bunickman (+1524) und sein Sohn Johann (+1545) gehörten zu den letzten Steinmetzen, die auch bildhauerisch arbeiten konnten. Ihre Spezialität waren große Sakramentshäuser, als Lieferanten nachgewiesen sind sie bei den Sakramentshäusern in Ahlen und Oelde, Fritzlar und Korbach. Nach stilistischen Maßstäben geurteilt, fertigten sie noch einige andere von diesen sehenswerten Tabernakeltürmen – sie dienen der Aufbewahrung der Hostien – an.

Relevanz des Materials

Auf dem Relief sieht man betenden Jesus aus Nazareth, der als Jude von Christen als Sohn Gottes angesehen wird. Jesus betet vor seiner Verhaftung und anschließenden Kreuzigung am Ölberg. Die drei ihn begleitenden Jünger schlafen. Sie sind ebenfalls Juden, werden von Christen später als Apostel verehrt. Im oberen Bereich erkennt man mehrere Figuren, drei sind noch erhalten. Sie stellen die Häscher und den Hohepriester dar, die Jesus gefangen nehmen und den Römern ausliefern Ihre Kopfbedeckungen weisen sie als Juden aus und sind in ihrer Darstellungsform klar antisemitisch. . Damit lässt sich der zeitgenössische Kontext der Bilder erarbeiten, da insbesondere die Kleidung der dargestellten Juden auf Kleidungsmerkmale des Mittelalters und nicht der Antike verweist und damit den zeitgenössisch stärker werdenden Antisemitismus aufgreift.

Dr. Hendrik Martin Lange

Lernort 

Katholische Pfarrei St. Martin
Kirchplatz 7
48301 Nottuln

Kath. Gemeinde St. Martin