Kurze Erläuterung

Der Antwerpener Altar, auch Schrein des ehemaligen Marienaltars genannt, ist das Prunkstück in der St. Jakobi-Kirche in Coesfeld. Selbst ohne die neugotischen Flügel, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts hinzugefügt wurden, birgt das Kunstwerk über 22 Szenen aus dem Leben der Maria, der Mutter Gottes. In der Detailaufnahme ist die Szene der Beschneidung Jesu dargestellt (Lk 2,21). Ganz klein sind auch zwei Motive aus dem Alten Testament zu entdecken. Über der Weihnachtsszene ist in den Dreiecken „Gideon vor dem Vlies betend“ (Buch der Richter 6,36-40) und „Mose vor dem brennenden Dornbusch“ (Exodus 3) abgebildet. Die Bilderschnitzer schildern die Welt ihrer Zeit. Während die heiligen Frauen und Männer schlichter gekleidet sind, zeigen besonders die Nebenfiguren mit ihren Hauben und Gewändern die Eleganz der Antwerpener Mode zu Beginn des 16. Jahrhunderts.

Relevanz des Materials

Der Antwerpener Altar eignet sich dazu, das ambivalente Verhältnis zwischen Christen- und Judentum im späten Mittelalter in Westfalen zu hinterfragen. Der Altar wurde durch eine Antwerpener Werkstatt angefertigt. Westfälische Kaufleute führten intensive Wirtschafts- und Handelskontakte in die Niederlande. Herausarbeiten lässt sich hier die Darstellung der Juden, die durch die zahlreichen Altarbilder durchgehend positiv ist, so findet z.B. die Beschneidung Jesu Platz, ein zentrales jüdisches Ritual. Gleichzeitig war das Verhältnis zwischen Christ:innen und Jüdinnen und Juden im Spätmittelalter angespannt und entlud sich schon in kleineren und umfangreichen Pogromen. Daher ist die positive Darstellung in dem Altarbild und die Darstellung Jesu als Jude durchaus hervorzuheben.