Taubenfibel
Sachquelle
Borken/Herne 9. Jhd.

Kurze Erläuterung

Die Vogeldarstellung dieser Fibel wird als Taube gedeutet. Sie stammt aus der Zeit um 800 n. Chr. und ist in Borken gefunden worden. Die Taube ist als Symbol für den Heiligen Geist und damit den christlichen Glauben zu verstehen. Die Fibel kann für das Verschließen eines Mantels oder Umhangs genutzt oder als Zierde an der Kleidung getragen worden sein. Die christliche Vorstellung des Geistes Gottes als Taube geht bereits auf das Neue Testament (vgl. Mt 3,16) zurück und wird seitdem in Darstellungen aufgegriffen. Neben dem Kreuz ist die Taube damit zu einem der wichtigsten Symbole der Christenheit geworden – auch schon in fränkischer Zeit.

Relevanz des Materials

Die Taubenfibel zeigt die Verbreitung des christlichen Glaubens in Westfalen. Die Christianisierung durch Karl den Großen in Folge der sogenannten Sachsenkriege ab 772 lässt sich an diesem Objekt festmachen, da die Fibel aus genau dieser Zeit stammt. Sie macht deutlich, dass die christliche Religion im Alltag der Menschen des fränkischen Reichs prägend war, da Gebrauchs- und Schmuckgegenstände mit christlicher Symbolik gefertigt wurden. Das Christentum war staatstragend für die fränkische Herrschaft. Diese Vorstellung zog sich von der christlich geprägten Legitimationsvorstellung des Königtums bis zur Kleidung der Menschen, wie in diesem Fall. Damit veränderte sich der Alltag der Menschen in Westfalen, der zuvor von heidnischen Kulten geprägt war – deren Symbole wurden nun nicht mehr getragen.

Markus Albuschat

Lernort 

Das LWL-Museum für Archäologie und Kultur – Westfälisches Landesmuseum in Herne ist das zentrale „Schaufenster“ der LWL-Archäologie für Westfalen. Dort wird die Geschichte Westfalens entlang materieller Funde von den ersten Spuren menschlicher Aktivität bis zur jüngeren Vergangenheit erzählt. Die Funde und Befunde aus Westfalen werden dabei immer auch in größeren Kontexten verortet und mithilfe von nicht archäologischen Quellen und ausgefeilten analogen wie digitalen Darstellungsformen ergänzt.

LWL-Museum für Archäologie und Kultur – Westfälisches Landesmuseum in Herne