Kurze Erläuterung

Die Bezeichnung „Wiedertäufer-Käfige“ ist eigentlich nicht zutreffend, da es sich bei den „Käfigen“ eigentlich um Körbe handelt und auch der Begriff „Wiedertäufer“ in der Geschichtswissenschaft heute als nicht mehr angebracht empfunden wird, da es sich bei ihm um einen abwertenden Begriff aus der Reformationszeit handelt. Stattdessen wird die Eigenbezeichnung der Bewegung bevorzugt, welche sich als Täufer bezeichneten.
Nach ihrer Hinrichtung am 22. Januar 1536 vor dem Rathaus am Prinzipalmarkt wurden die Leichen der drei Anführer der Täufer von Münster (Jan von Leiden, Bernd Knipperdolling und Bernd Krechting) in eisernen Körben am Turm der St. Lamberti-Kirche aufgehangen. Bis heute prägen diese „Eisenkäfige“, die der Meister Bertold Smit von Lüdinghausen in Dortmund angefertigt hat, das Stadtbild. Es gibt zwar Nachbildungen (u.a. im Stadtmuseum Münster), am Turm hängen aber immer noch die Originalen. Der mittlere Korb hat die Maße 187×76 cm, die unteren 179×79 cm. Die öffentliche Zurschaustellung der Leichen diente zur Abschreckung und war eine legitime Strafverschärfung im 16. Jahrhundert. Seit 1987 kann man abends drei Glühlampen in den Körben erspähen – dabei handelt es sich um eine Installation des Künstlers Lothar Baumgarten mit dem Titel „Irrlichter“.

Relevanz des Materials

1534 gewann eine radikalreformerische Bewegung, die Täufer bzw. von ihren Gegnern Wiedertäufer genannt, die politische Macht in der Stadt Münster. Die Täufer konnten sich ca. 1,5 Jahre dem Belagerungsdruck des Bischofs und seiner Verbündeten erwehren. Im ganzen Reich verfolgte man die starke politische, religiöse und soziale Radikalisierung. Durch Verrat fiel die Stadt Mitte 1535 und den drei überlebenden Anführern machte man den Prozess und richtete sie hin. Noch nach Jahrzehnten konnte man Überreste der Leichen in den Käfigen sehen. Da sich die Beurteilung der konfessionellen Bewegungen gewandelt hat, wird seit gut 30 Jahren wiederholt öffentlich diskutiert, ob man die Täuferkäfige abnehmen sollte oder ob sie hängen bleiben dürfen. Sie sind ein wichtiger Erinnerungsort und sehr beliebt bei den Besucher:innen der Stadt.

Dr. Hendrik Martin Lange

Lernort 

Das Stadtmuseum Münster zeigt die Geschichte der Stadt Münster von den Anfängen bis zur Gegenwart. Das Kernstück des Museums ist die Schausammlung im ersten und zweiten Obergeschoss, die einen Überblick über die münsterische Stadtgeschichte bietet. In zahlreichen Sonderausstellungen werden dem Publikum spezielle Themen und Aspekte der münsterischen Kultur- und Kunstgeschichte vorgestellt. Hierfür stehen weitere Ausstellungsbereiche zur Verfügung.

Das Stadtmuseum Münster wendet sich an alle, die sich für die Geschichte und Kultur der westfälischen Metropole interessieren. Der große Zuspruch, den das Museum erfährt, zeigt sich an den zahlreichen Schenkungen, Stiftungen und Leihgaben. Durch diese Unterstützung und die vielen Neuerwerbungen gibt es in der Schausammlung stets Neues zu entdecken, was den Besuch im Stadtmuseum immer wieder zu einem lohnenden Erlebnis macht.

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