Schwert und Schildbuckel
Sachquelle
Soest/Herne 8. Jhd. n. Chr.

Kurze Erläuterung

Beide Objekte zeugen von der gewaltvollen Seite der fränkischen Herrschaft. Sowohl das Schwert als auch der Schildbuckel sind von ihrer Zeit im Erdboden verformt, korridiert und verfärbt. Das Schwert konnte einhändig verwendet werden, so dass in der anderen Hand ein Schild geführt werden konnte. Von diesem Schild ist nur noch der Schildbuckel erhalten. Ein Schildbuckel ist ein gewölbtes Stück Metall, das auf die Vorderseite eines Schilds aufgenietet wird. Darunter befinden sich im Schild eine Aussparung und ein Griff, an dem der Schild festgehalten werden kann. Der Schildbuckel schützt so die Hand der Person, die den Schild hält. Als oft einzige Überreste von Schilden verweisen Schildbuckel auf die Herausforderung der Archäologie, dass organisches Material oft nicht erhalten bleibt. So ist es auch hier der Fall und der eigentliche – hölzerne – Schild ist nicht mehr erhalten. Beide Waffen konnten offensiv und defensiv verwendet werden, da das Schwert nicht nur zum Angriff und der Schild nicht nur zur Verteidigung genutzt werden konnte. Gerade der Schildbuckel konnte als effektive stumpfe Waffe eingesetzt und beispielsweise einem Gegner schmerzhaft ins Gesicht gestoßen werden. Mit dem Schwert lassen sich Angriffe auch parieren und ablenken. Im kontextabhängigen Zusammenspiel konnten beide Waffen ihr größtes Potential entfalten.

Relevanz des Materials

Das weite Teile West- und Zentraleuropas umspannende Reich der Franken wurde im wesentlichen gewaltvoll und mit militärischen Mitteln geschaffen. Gerade Westfalen war dem im Besonderen ausgesetzt: in den sogenannten Sachsenkriegen eroberte Karl der Große ab 772 Westfalen und weitere Gebiete und gliederte sie dem fränkischen Reich ein. Das Leben der Menschen veränderte sich, da mit der fränkischen Herrschaft die Bekehrung zum christlichen Glauben einherging und das fränkische Verwaltungssystem mit kirchlichen und weltlichen Funktionären etabliert wurde. Westfalen wurde damit von einer Grenzregion zu einem Binnenteil des fränkischen Reichs. Bewaffnete Auseinandersetzungen vor Ort nahmen damit ab, das militärische Potential der fränkischen Herrschaft blieb aber bestehen. Schwert und Schild waren also weiterhin relevant, da der Schutz des Reiches und der Könige wesentlich darauf beruhte.

Markus Albuschat

Lernort 

Das LWL-Museum für Archäologie und Kultur – Westfälisches Landesmuseum in Herne ist das zentrale „Schaufenster“ der LWL-Archäologie für Westfalen. Dort wird die Geschichte Westfalens entlang materieller Funde von den ersten Spuren menschlicher Aktivität bis zur jüngeren Vergangenheit erzählt. Die Funde und Befunde aus Westfalen werden dabei immer auch in größeren Kontexten verortet und mithilfe von nicht archäologischen Quellen und ausgefeilten analogen wie digitalen Darstellungsformen ergänzt.

LWL-Museum für Archäologie und Kultur – Westfälisches Landesmuseum in Herne