Edikt des Paderborner Fürstbischofs
Textquelle
Paderborn 1792

Kurze Erläuterung

Die Französische Revolution führte nicht nur in Frankreich zu einem gesellschaftlichen Umdenken. Die Ideen der Aufklärung, die konträr zur bisherigen Gesellschaftsordnung eine Gleichstellung der Menschen verdeutlichten, führten dazu, dass sich insbesondere Angehörige des sog. Dritten Standes, die eben nicht Teil des Adels oder der Geistlichkeit waren, gegen die bisherige Ordnung sträubten und auf mehr Gleichberechtigung pochten.
Diese Entwicklungen gipfelten in Frankreich schließlich in der Absetzung von Ludwig XVI., der Ausarbeitung einer Erklärung für Menschen- und Bürgerrechte und der Erklärung Frankreichs zur Republik. Adelige in anderen europäischen Ländern hatten nun Angst, dass ähnlich Bestrebungen auch in ihrem Machtbereich aufkommen und an Kraft gewinnen könnten. Der preußische König und auch Österreich unterstützten daher den französischen König bei dessen (erfolglosen) Versuchen des Machterhalts. Gleichzeitig versuchten sie, durch strenge Reglementierungen das Aufkommen aufklärerischen und revolutionären Gedankenguts zu verhindern. So veröffentlichte Leopold II., der römisch-deutsche Kaiser im Dezember 1791 ein Edikt, das er an sämtliche Herrscher verteilen ließ mit der Aufforderung, sämtliche revolutionären Bestrebungen im Keim zu ersticken.
Zahlreiche französische Adelige fliehen vor den Ausschreitungen von Frankreich aus ins Ausland, auch in das heutige Westfalen. Nach dem Friedensschluss zwischen Frankreich und Preußen wurde Westfalen geteilt und gehörte nun teilweise zu Frankreich und teilweise zu Preußen.

Relevanz des Materials

Das Edikt des preußisch-deutschen Kaisers fordert die deutschen Landesherren dazu auf, „eine öffentliche Unruhe und Empörung“ zu verhindern, indem Schriften, die revolutionäres Gedankengut enthalten, keine Verbreiterung finden und die entsprechenden Produzenten bestraft werden. Der Paderborner Bischof Franz Egon leitet dieses Edikt etwa drei Monate später an die ihm verbundenen Landesherren weiter.
Das Schreiben und die Weiterleitung zeigt, dass es die Ereignisse in Frankreich durchaus auch im Ausland Beachtung fanden und die etablierten Mächte einen Machtverlust fürchteten. Dies zeigt auch der Aufruf, die Protestbewegung im Zweifel auch militärisch niederzuschlagen.

Theresa Hiller

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