Beschwerde über Misshandlungen
Textquelle
Lemgo 1681

Kurze Erläuterung

Pestepidemien, Kriege, Hungersnöte und Armut sind nur einige Probleme, mit denen Menschen im Spätmittelalter und auch danach zu kämpfen hatten. Auf der Suche nach Erklärungen für diese Katastrophen entstand – genährt durch religiöse Vorstellungen – die Idee, es müsse Schuldige für die Unglücke geben. Leidtragende dieser Ideen wurden meist Frauen, die durch ihre Nachbarn oder andere Dorf- oder Stadtbewohner als angebliche Hexe denunziert wurden. Die Folge war ein Hexen- oder Zaubereiverfahren. Dazu gehörten brutale Folterungen, Prozesse und Hinrichtungen. In vielen Fällen war es den (häufig willkürlich) Beschuldigten unmöglich, ihre Unschuld zu beweisen.

Relevanz des Materials

Das Beispiel von Maria Rampendahl aus Lemgo zeigt, wie umfangreich die Folgen für eine Einzelperson und ihre Familie nach einem Hexenprozess sein konnten. Maria Rampendahl entgeht zwar einem Todesurteil, wird aber mit ihrer Familie der Stadt und des Landes verwiesen. Für die Familie mit kleinen Kindern bedeutet das, ihr bisheriges Leben aufzugeben. In einem Brief verklagt ihr Ehemann Hermann Hermessen die Stadt Lemgo und die Gräflich Lippische Regierung und berichtet ausführlich, wie seine Frau unter den Folgen der brutalen Folter zu leiden hat. Die Bitte um Aufhebung des Urteils wird nicht gewährt. Anhand dieses Briefes lässt sich nur erahnen, welche persönlichen, wirtschaftlichen und sozialen Konsequenzen und Nachteile Menschen erleiden mussten, die ein sogenanntes Hexenverfahren durchmachen mussten, selbst dann, wenn sie freigesprochen wurden.

Joel Wichary

Lernort 

Das Stadtarchiv ist das „Gedächtnis“ der Stadt Lemgo. Verwaltungsunterlagen der Stadt werden nach rechtlicher, administrativer und historischer Bedeutung beurteilt und dementsprechend vorübergehend im Zwischenarchiv oder dauerhaft im historischen Archiv verwahrt. Das Stadtarchiv ermöglicht die Benutzung dieses Materials durch entsprechendes Ordnen und Verzeichnen. Im Ergebnis werden den Benutzerinnen und Benutzern diese Unterlagen durch Findmittel zugänglich gemacht. Daneben werden Dokumente von Privaten, Vereinen und Verbänden sowie Firmen in das Stadtarchiv übernommen, um ein möglichst vollständiges Bild des kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Lebens in Lemgo zu erhalten.

Stadtarchiv Lemgo