Filigranscheibenfibel
Sachquelle
Soest/Herne ca. 5 Jhd. n. Chr.

Kurze Erläuterung

Rot und golden leuchtend zieht diese Filigranscheibenfibel auch heute noch Betrachter:innen in ihren Bann. Das in einem Frauengrab in Soest gefundene Stück stammt aus der Mitte des7. Jahrhunderts n.  Chr. und zeigt, wie geschickt die Handwerkskunst dieser Zeit war. Die Fibel besitzt einen Grundkörper aus vergoldeter Bronze, auf dem eine massive Goldplatte sitzt, die insgesamt 111 rote und grüne Glaseinlagen trägt. Damit weicht die Fibel von optisch vergleichbaren Stücken ab, die statt Glas über Almandine als roten Edelsteinbesatz verfügten. Viele dieser Edelsteine wurden aus Gebieten, die dem heutigen Indien und Sri Lanka entsprechen, importiert. Das für die Soester Filigranscheibenfibel verwendete Glas scheint daher eine räumlich besser zu erreichende, weil nähere, Alternative gewesen zu sein. All diese Materialien sind sehr beständig, weshalb die Fibel so gut erhalten ist. Der Fund ist eine Seltenheit, weshalb davon auszugehen ist, dass die mit der Filigranscheibenfibel bestattete Frau zur lokalen Oberschicht gehörte. Es ist unklar, wo die Fibel hergestellt wurde und, wie  – als Handelsware oder bspw. als Geschenk – sie in den Besitz der Beigesetzten gelangt ist.

Relevanz des Materials

Die Filigranscheibenfibel aus Soest steht exemplarisch für einen Schmuckstil, der ab dem 5. Jahrhundert n. Chr. in Europa sehr beliebt wurde. Die Verbreitung der Schmuckstücke erfolgte mithilfe der gut integrierten Verbindungen, die das fränkische Reich auch über seine Grenzen hinaus bot. Für die Oberschicht waren sie Statussymbole, die durch die verwendeten, wertvollen (oder wertvoll scheinenden) Materialien auch der Identitätskonstruktion und Abgrenzung zu anderen Gruppen dienten. Die Filigranscheibenfibel verweist zudem darauf, dass auch das frühmittelalterliche Europa schon in globalen Zusammenhängen vernetzt war, da der eigentlich modische Schmuckedelstein Almandin überwiegend aus dem heutigen Indien und Sri Lanka importiert wurde, obwohl er auch in Europa vorkommt.

Markus Albuschat

Lernort 

Das LWL-Museum für Archäologie und Kultur – Westfälisches Landesmuseum in Herne ist das zentrale „Schaufenster“ der LWL-Archäologie für Westfalen. Dort wird die Geschichte Westfalens entlang materieller Funde von den ersten Spuren menschlicher Aktivität bis zur jüngeren Vergangenheit erzählt. Die Funde und Befunde aus Westfalen werden dabei immer auch in größeren Kontexten verortet und mithilfe von nicht archäologischen Quellen und ausgefeilten analogen wie digitalen Darstellungsformen ergänzt.

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