Widukind kämpfte im 8. Jahrhundert als Sachse gegen die Franken und unterwarf sich erst durch seine Taufe schließlich dem fränkischen König Karl dem Großen. Die Widukind-Sage überdauerte das Mittelalter und wurde schließlich auch von den Nationalsozialisten propagandistisch missbraucht. So deuteten die nationalsozialistischen Geschichtsschreiber Widukind als Urvater des deutschen Volkes und Verteidiger insbesondere gegen die Franken oder allgemeiner Invasoren von außen. Widukind wurde gemeinsam mit Hermann dem Cherusker als ideeller Vorfahr Hitlers propagiert.
In Enger glaubte man lange, dass dort Widukind begraben wäre, weshalb dort 1939 mit großen Aufgebot und Feiern eine Widukind-Gedächtniskapelle eingeweiht wurde. Außerdem gab es in dem kleinen Ort eine große Statue von Widukind, die jedoch 1942 für die Kriegsmetallsammlungen eingeschmolzen werden musste.
Die Bedeutung Widukinds für die Nationalsozialisten kann durch mehrere Materialien auf EDU_Westfalen aufgearbeitet werden. So zeigt der Auszug aus dem nationalsozialistischen Schulbuch die Bedeutung, die der Figur Widukind zugeschrieben wurde. In den Aufnahmen aus dem kleinen Ort Enger wurde die Einweihung der Widukind-Gedächtniskapelle festgehalten. An der Eröffnung haben lokale NS-Größen teilgenommen, außerdem wird in den Amateur-Filmaufnahmen deutlich, dass es sich um ein öffentlichkeitswirksames Ereignis handelt. Gemeinsam mit der Fotografie des Widukind-Denkmals wird hier die Bedeutung der historischen Figur erkennbar.
Im Kontrast dazu steht die Fotografie mit der Demontage der Heldenstatue. 1942 war die wirtschaftliche Situation im Dritten Reich so schlecht, dass über das gesamte deutsche Reichsgebiet hinweg Metallsammlungen durchgeführt werden mussten. Diesen Sammlungen fiel auch die Widukind-Statue zum Opfer, womit deutlich wurde, dass im Zweifel die kriegswirtschaftliche Notlage die propagandistische Bedeutung der historischen Figur überwog.
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